21. & 22.05.2011
Endlich mal wieder Zelten beim MPS. Was gibt es Schöneres, als mitten auf einer grünen Wiese zu nächtigen und morgens vom Zwitschern der Vögel geweckt zu werden? Nichts – aber dann darf man nicht in Wassenberg zelten. Der Zeltplatz befindet sich auf dem Gelände des alten Freibades. Unmittelbar neben den Veranstaltungsflächen, nur wie alles in Wassenberg an diesem Wochenende: Eindeutig viel zu klein für den Andrang an Menschen…
Samstagmorgen: Um 11:30 Uhr hält mein Bus in Wassenberg unterhalb der Burg. Mein Auftrag: Zeltplatz sichern bis Victoria samt Zelt eintrifft! Das hört sich leichter an, als es in der Realität war. Zwar hab ich den Zeltplatz auf Anhieb gefunden, aber meine erster Gedanke: Oh Gott, ist das winzig. Die Liegewiese rund ums Becken ist nicht größer als das Becken selbst… Ein Teil der Wiese hat Hanglage. Toll, wenn man aufrecht schlafen will, ich will das aber nicht! Der Beckenrand ist betoniert und somit zu hart… Also kämpfe ich mich über Zeltschnüre durch die Wiese und entdecke schließlich ein kleines, freies Eckchen, wo unser Zelt tatsächlich hinpassen könnte. Sofort breite ich mich aus, damit auch ja niemand auf die Idee kommt, er könne sich hier niederlassen. Als Victoria 30 Minuten später erscheint, ist auch klar, das Zelt passt! Allerdings dürfte es nachts lustig werden, wenn wir aus dem Zelt müssen. Ohne klettern geht da gar nichts… Da war Borken doch eine ganz andere Welt. Dafür haben wir diesmal ein Waschbecken und eine Toilette vor Ort! Also jeweils eins für den ganzen Platz! Naja, egal. Jedes Mal, wenn wir am leeren Schwimmbecken vorbei gehen, stellt sich mir die Frage, wann der erste Camper auf die Idee kommt, sein Zelt im (leeren) Becken aufzubauen… Irgendwer wird sich doch bestimmt finden! Irgendwer muss doch verrückt genug dafür sein!
Der Tag nimmt seinen Verlauf. Es ist eigentlich alles wie immer. Nur, dass man weniger Dinge mitschleppen muss, weil man ja immer wieder schnell zum Zelt laufen kann. Wirklich überrascht bin ich von den Menschenmassen, die sich über das Gelände schieben. Das hatte ich für Wassenberg eindeutig nicht erwartet. Freie Bänke zum Sitzen sind Mangelware.
Der Tag vergeht wie im Flug, aber das Gelände leert sich nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Vom Feuerspektakel sehen wir nicht wirklich etwas und beim Nachtkonzert von Saltatio Mortis stehen wir dann notgedrungen wieder vorne… Eigentlich hatten wir ja von hinten genießen wollen, aber es war zu voll. Wenn man auch nur ansatzweise mitbekommen wollte, was auf der Bühne passierte, musste an sich in die vorderen Reihen quetschen!
Pünktlich um 1 Uhr nachts war dann auch Schluss. Und hier machte sich der wirkliche Luxus eines Zeltes bemerkbar: Man muss nicht erst Kilometer bis zum nächsten Bahnhof laufen und dann stundenlang Zugfahren, nein, man läuft bzw. humpelt die 100 Meter bis zum Zelt und lässt sich fallen. Vom langen Stehen taten meine Füße sauweh. Selten habe ich so wenig gesessen wie an diesem Tag. Ich wollte nur noch schlafen… Um 2 Uhr fielen mir die Augen zu! Ach nee, was ist das schön….
Sonntag: Um punktgenau 7 Uhr schrecke ich hoch! Der Weckruf ertönt: Die Kirchenglocken läuten und leider liegt das Freibad direkt unterhalb des Turms. Die Glocken sind verdammt laut! Unmelodisch und einfach nur verdammt laut!!! Außerdem bin ich Heide.... Um 7:05 Uhr ist dann auch der gesamte Zeltplatz wach. Und wen die Glocken nicht geweckt haben, der wurde vom einsetzenden Wolkenbruch aus Morpheus Armen gerissen. Wir warteten den Regenguss ab und machten uns dann auf den Weg zum Wellnessbereich. Gänzlich ungekämmt und ungestylt. Wir würden jawohl nicht die einzigen sein, die Dank des zärtlichen Weckrufes scheiße aussehen würden. Als erstes fällt auf: Es steht ein Zelt im Becken! Und durch den Regen auch schön im Wasser. Noch ein wenig mehr Regen und das Zelt lernt schwimmen…
Auf einmal sehe ich auf der anderen Seite Luzi entlang laufen und ich frage mich ernsthaft, was denn nur diese Halluzination bei mir auslöst haben könnte. Schließlich bin ich stocknüchtern (wirklich!!! ja, ganz wirklich!!!). Ein Blick zu Victoria zeigt mir aber, dass sie ihn auch gesehen hat. Das ist seltsam. Am Waschbecken höre ich dann eine mir sehr bekannte Stimme und dann steht auch schon frisch gestylt und gut gelaunt ein rothaariger Sänger vor mir und lacht mich an. Meine Reaktion: Ich bestelle lauthals beim Zimmerservice einen Latte und Frühstück… Eindeutig eine Übersprungshandlung, aber es ist ja auch noch verdammt früh! Irgendwie scheint das hier mit dem Zimmerservice aber nicht zu funktionieren. Der Weckruf kam 3 Stunden zu spät, die Dusche war zu heftig und außerdem saß ich noch im Zelt und auf meinen Frühstückswunsch gibt es gar keine Reaktion.
Dafür bewegt sich auf einmal das Becken-Zelt. Alle Blicke richten sich auf den Eingang, als ein äußerst vergnügt aussehender Herr Samoel zum Vorschein kommt. Okay, das wundert selbst mich jetzt nicht mehr! Wer hätte es auch sonst sein sollen? Das passt!
Die Tatsache, dass es nur ein einzelnes Waschbecken gibt, führt dazu, dass sich alles, was auch nur den Hauch von Körperhygiene genießen will, sich dort trifft. Die Leute, die man Stunden zuvor noch auf der Bühne angefeuert hat, stehen nun zähnputzernder Weise neben einem. Mehr als Zähnputzen ist eh nicht möglich. Es gibt zwar Duschen, die wohl auch funktionieren sollen, aber es gibt nur eiskaltes Wasser. Ich überlege, ob ich das mal überprüfen soll, während der Herr Samoel gerade drunter steht und seine Zähne putzt. Er schaut auch gespannt, ob ich mich traue, aber dann lasse ich es doch. Im Nachhinein hätte ich auf den Knopf drücken sollen. Wäre bestimmt lustig gewesen, aber das ist halt der Unterschied, ob ich am Abend zuvor etwas getrunken habe oder nicht. Wobei ich mir auch nicht sicher bin, ob er sich wirklich dem Ernst der Lage bewusst war…
Während Saltatio Mortis ihre Zelte abhauen, ziehen Victoria und ich uns wieder an um Tag 2 in Wassenberg zu erleben. Natürlich nicht ohne eine gründliche Reinigung durch feuchte Waschlappen und das Versprühen von reichlich Deo. Die Haare werden unter Kopftüchern versteckt und ja, ich finde, wir sahen wieder richtig vorzeigbar aus! Nur wenige Meter vom Zeltplatz entfernt gab es eine Bäckerei, wo man belegte Brötchen käuflich erwerben konnte. Nach einem Frühstück ging es mir schon deutlich besser und ich war sogar in Lage, dem Sänger tschüss zu sagen.
An diesem Tag spielten u.a. Schelmish und Saor Patrol. Allerdings war bei uns die Luft doch deutlich raus. Trotzdem haben wir es genossen. Allerdings platzte das Gelände auch diesmal wieder aus allen Nähten, was die Besucherzahlen anging. Wenn es so voll ist, macht es einfach keinen Spaß. Zumal man sich auch nirgendwo hinsetzen kann. Picus von Schelmish erzählte eine tolle Geschichte, wie man im Mittelalter aus Ziegen Dudelsäcke macht. Jedes Mal, wenn nun ein Sack erklingt, erscheinen gewisse Bilder in meinem Kopf… Das wird eine Weile brauchen… Was passiert, wenn ich Ziegen sehe, weiß ich noch nicht. Es gibt hier so wenige!
Um 16 Uhr was unser Tag 2 dann auch beendet. Es reichte. In Rekordzeit bauten wir das Zelt ab und unser Taxi (Victoria’s Eltern) sammelte uns ein.