Montag, 20. Juni 2011

Satzvey – 13 Stunden für 25 Minuten

19.06.2011
Die Burg Satzvey

Es gibt Tage, da sollte man besser im Bett bleiben… Es geht einfach alles schief und die Welt scheint sich verschworen zu haben. Der Sonntag in Satzvey war so ein Tag. Alles war so gut geplant. Wir wollten endlich noch einmal Capud Draconis live erleben. Satzvey war allerdings der einzige Ort, der halbwegs in der Nähe lag, aber 3 Stunden mit der Bahn sind ja eigentlich kein Problem.... Das Wetter sollte auch nicht ganz so schlimm werden, wie man Tag zuvor in Dortmund. Es sollte ein entspannter Tag in angenehmer Atmosphäre sein. Natürlich kam alles gänzlich anders!

Sonntagmorgen, 3 Uhr. So langsam sollte ich mal schlafen… In 3 Stunden klingelt schon wieder der Wecker und ich hab noch kein Auge zugemacht. Schon seit Stunden rolle ich mich von links nach rechts. Meine rechte Schulter pocht. Ich weiß nicht, wie ich liegen soll, ohne dass mir alles weh tut. Der Tag in Dortmund mit dem Rucksack war Gift für meine ledierte Schulter.

Irgendwann muss ich dann doch eingeschlafen sein, denn der Wecker klingelte. Alles verlief nach Plan, um 7:20 Uhr kam der Bus zum Bahnhof und ich stieg bald in den Zug nach Köln. Wobei "nach Plan" eigentlich auch nicht... Aufgrund einer Baustelle zwischen Hamm und Hagen konnte ich den Direktzug nach Köln nicht nehmen, weil ich sonst den Zug nach Satzvey kaum bekommen würde. Also mit Umsteigen über Essen und Duisburg... In Köln war ich mit Victoria verabredet. Ich war wenige Minuten vor ihr da und schlenderte noch ziemlich zerknittert den Bahnsteig enthalt. Kirschbier un Red Bull schienen keine besonders gute Kombination zu sein. Müde warf ich einen Blick auf die Infotafel, als ich innerlich zu schreien begann: Der Zug nach Satzvey fiel aus. Exakt in der Sekunde erschien auch Victoria und war ebenso erfreut über diese Nachricht. Also ab zum Servicepoint am Gleis. Der nette Bahnbeamte erklärte uns darauf hin, dass da an einer Baustelle wohl etwas schief gelaufen sei und deshalb vor 13 Uhr kein Zug nach Satzvey fahren würde.  So wirklich sicher war er sich da aber nicht!  Wie unerwartet!!! Zu diesem Zeitpunkt war es gerade 11:30 Uhr. Gut, dann eben zum „richtigen“ Servicepoint. Da saß dann auch eine junge Frau und die war sichtlich genervt, als wir sie ansprachen. Folgende Konversation entstand:

Betty:“ Hallo, wie ist die nächste Verbindung nach Satzvey?“
Bahn:“ Da nehmen Sie den nächsten Zug nach Bonn und steigen da um nach Hürth…“
Betty:“ Ja, aber der Zug nach Bonn hält doch in Hürth! Wieso soll ich denn da erst nach Bonn fahren? Wäre es da nicht besser, wenn ich direkt in Hürth aussteige?“
Bahn: „Ja, das können Sie natürlich auch machen.“
Betty:“ Und wie muss ich nun ich nun fahren? Das müsste ich schon ganz genau wissen…“
Bahn (zickig):“ Das hab ich Ihnen doch gerade gesagt!“
Ich schaue ziemlich verstört… Wie ich nach Hürth komme ist mir klar, aber was dann? Ich will aber doch nach Satzvey und von Bonn fährt nun mal kein Zug nach Satzvey…
Betty:“ Aber ich muss doch nach Satzvey und nicht nach Hürth!“
Die Bahn schweigt… Ich drehe mich rum und gehe! Danke, liebe DB. Auf euren Service ist echt Verlass...


Genau genommen war ich also noch immer so schlau wie vorher! Da Victoria auch keine bessere Idee hatte, ging es mit dem nächsten Zug erst mal bis nach Hürth. Immerhin stimmte dann schon mal die Richtung und vielleicht kannte sich ja in Hürth jemand aus. Dort angekommen standen wir ziemlich allein mitten im Nirgendwo. Nachdem der Zug abgefahren war, knatterte der Lautsprecher. Verstehen konnte man nichts. Aus den Fetzen reimten wir uns zusammen, dass auf dem Bahnhofsvorplatz ein Bus Richtung Euskirchen abfahren sollte.  Leider hatte der Bahnhof 2 Ausgänge. Es gab keine Hinweisschilder oder Personal und so liefen wir mehrfach von einem Ausgang zum anderen, um herauszufinden, wo der Bahnhofvorplatz war. Ein Bus war weit und breit aber nicht zu sehen…

Wir warteten erst mal! Eine andere Möglichkeit gab es ja auch nicht! Während wir schon drauf und dran waren mit dem nächsten Zug zurück nach Köln zu fahren, hielt auf der anderen Straßenseite ein Bus. Auf Nachfrage erfuhren wir: Der Bus fährt nach Erftstadt und dort haben wir dann Anschluss an an einen Zug nach Satzvey. Der Busfahrer entpuppte sich als "Henker hinterm Lenker". Vielleicht war er auch akut Selbstmord gefährdet. Während wir das 3. Schlagloch in Folge bei voller Fahrt ungebremst mitnahmen, fragte ich mich, wie lange meine Schulter das wohl noch ertragen würde... Den Rest der Fahrt umklammerte mein linker Arm daher die rechte Schulter. Ins Krankenhaus wollte ich heute eigentlich nicht auch noch.

Um kurz vor 13 Uhr waren wir dann endlich in Satzvey. Mit fast 90 Minuten Verspätung. Gott sei Dank ist der Bahnhof in Burgnähe. Viel war am Eingang auch nicht  los, so dass wir schnell das Gelände erobern konnten. Schon bald hören wir uns bekannte Melodien: Capud Draconis standen schon auf der Bühne! Es ging also zu nächst auf direktem Weg zur Musik. Leider spielen sie nur ein 30 Minuten Set…  Ganz stolz war ich, dass ich meine CD zum Signieren dabei hatte. Einen Button brauchte ich auch noch! Aber es ist ja noch Zeit. Der Tag war noch jung und es gab noch so viel zu sehen…. Um 15:30 sollten Capud Draconis noch einmal spielen, so dass Victoria und ich erstmal den Markt erkunden gingen. Danach konnten dann CD und Button dran kommen.

Satzvey ist eine hübsche, kleine Wasserburg. Die Stimmung ist angenehm ruhig, harmonisch und so ganz anders als tags zuvor auf dem MPS in Dortmund. Auf dem Weg zu meinem ersten Kirschbier, hielt ich noch einen kleinen Plausch mit Alustris und gegen 15 Uhr hatten Victoria und ich uns eine Bank in der ersten Reihe gesichert! Schließlich hatte ich die große Kamera dabei und wollte ein paar tolle Fotos machen. Auf einmal brach allerdings große Hektik aus. 3 der 4 Spielleute erschienen in Zivilkleidung und bauten in rasender Geschwindigkeit die Bühne ab…Allmählich wurde auch mir klar, irgendetwas stimmte hier nicht!!! Ohne Instrumente konnten die schlecht in 10 Minuten ein Set spielen. Wie wir später erfuhren, gab es einen medizinischen Notfall und der Auftritt war für heute beendet.

Damit hatte dieser Tag, der ohnehin schon mit einem Desaster begonnen hatte, sein Negativ-Highlight gefunden. Das passte einfach zum bisherigen Verlauf. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir nun einfach mal hätten genießen können. Andererseits kamen uns noch sehr viele Ideen, was noch alles schief gehen könnte. Besonders, da wir geplant hatten, den letzten Zug zu nehmen… Kurzerhand machten wir kehrt und stiefelten zurück zum Bahnhof. Besser  ist besser! Immerhin ganze 3 Stunden waren wir in Satzvey gewesen… Was hatten wir den Göttern nur getan? Wieso waren wir so in Ungnade gefallen? Und warum musste so etwas ausgerechnet hier und jetzt passieren?

Zunächst schien uns aber Glück wiedergefunden zu haben, denn in Köln bekamen wir in letzter Sekunde den Zug nach Münster und der Zug sollte auch tatsächlich nach Münster fahren. Allerdings war er so voll, dass wir bis Hagen im Gang stehen durften. So viel also zum Thema „Das Glück hat uns wieder“! Natürlich hatten wir in Münster dann auch entsprechend Verspätung, so dass mein Bus weg war. So hatte ich wenigstens noch Zeit mir einen Döner zu besorgen. Döner ist halt immer gut.

Um 20:15 Uhr, 13 Stunden nach dem ich das Haus verlassen hatte, steckte ich den Schlüssel wieder ins Schloss. Heute hatte ich fast 10 Stunden in Bus und Bahn verbracht… Und wofür: Für 25 Minuten tolle Musik und einen entspannten Rundgang über den mittelalterlichen Markt in Satzvey. Nicht zu vergessen: Ein sehr leckeres Kirschbier!!! Ob ich es bereue? Nö, wieso? Ob ich es wieder machen würde? Natürlich! Allerdings hoffe ich dann, das niemand ins Krankenhaus muss. Darauf kann man echt getrost verzichten!

Das Fazit des Tages: Schlimmer, geht es nun wirklich nimmer… Hoffe ich jedenfalls! Es kann eigentlich nur besser werden! Und Capud Draconis werden wir uns auf jeden Fall wieder anhören. Die Frage ist nur, wann und wo!

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